Brief des Pfarrers, März 2025
Die Tradition der Jubeljahre geht weit in die Geschichte, auch unserer Glaubensgeschichte, die ja im Judentum ihren Ursprung hat, zurück. Jeder siebente Tag, in Erinnerung an die Schöpfungsgeschichte, war Gott geweiht und ein Tag der Ruhe. Für die damalige Zeit beachtlich, galt dies für Mensch, Sklave und Tier. Es wurde gebetet und Gottesdienst gefeiert, geruht und vor allem nicht gearbeitet.
Bis heute hat sich die Tradition der Sieben-Tage-Woche erhalten, denn sie scheint uns auf den „Leib geschneidert“ zu sein. Auch der Natur tat es gut, nicht ständig reiche Ernte bringen zu müssen. Vieles von diesem Wertvollen scheint mir verloren gegangen zu sein. Nach unseren „Ruhetagen“ sind wir durch unseren künstlichen Freizeitstress erst recht erholungsbedürftig. Ein Jubeljahr könnte diese Dynamik unterbrechen.
Unser frisch aus Rom zurückgekehrter, kunstsinniger Pfarr- gemeinderat Dr. Alfred Stam-pler hat in der Basilika San Clementi ein Mosaik entdeckt, das mein Herz höher schlagen ließ – eine Hühner fütternde Frau. Diese Darstellung aus dem 12. Jahrhundert zeigt nicht nur eine Szene aus dem Alltagsleben, sie trägt eine tiefe Botschaft in sich: Die Frau steht für die Kirche und die Kirche steht ja für Gott. Ein großartiges Zeitzeugnis, das die Wertschätzung der Frau in der Kirche schon vor Jahrhunderten zeigt. So wie diese Frau groß-zügig ihre Körner ausstreut, die von den Hennen und den Küken freudig angenommen werden, so möchte Gott seine Gnadengaben, die Gaben des Hl. Geistes über uns ausschütten. Der stolze Gockel hingegen symbolisiert Menschen, die sich dieser Großzügigkeit Gottes entziehen. Gerade im Sakrament der Firmung, das in Kürze unseren Jugendlichen gespendet werden wird, kommt dies deutlich zum Ausdruck. Gott möchte uns reich beschenken und wir sollten offen dafür sein, dieses Geschenk anzunehmen.
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